Kinderintensivmedizin - den Notfall simulieren

Der verunfallte Paul bei der Untersuchung. Auch die Mutter – gespielt von einer Kinderkrankenschwester – hatte im Simulationstraining ihre Rolle.

Paul liegt stöhnend auf der Untersuchungsliege. Der kleine Kerl leidet sichtlich. Seine Mutter streichelt beruhigend seinen Arm und erklärt der Ärztin, dass sie Paul aus dem Kindergarten abholen musste. Er habe massive Bauchschmerzen und es ginge ihm zunehmend schlechter. Die Kinderärztin in der Kinder- und Jugendklinik Gelsenkirchen untersucht ihn eingehend und befürchtet, dass die Milz des Jungen durch einen Radunfall am Tag zuvor verletzt wurde - ein Notfall, der unter großem Zeitdruck behandelt werden muss. Wie gut, dass der kleine Paul eine Puppe ist und für ein Simulationstraining genutzt wird. „Kinder-Notfälle sind in der Praxis vergleichsweise selten. Deshalb fehlt oft die Erfahrung im Umgang mit diesen Krisensituationen. Wir simulieren regelmäßig Notfall-Situationen, um Routine zu erlangen. Dabei werden lebensnahe und herausfordernde Kindernotfälle realitätsnah nachgestellt. Die Akteure vergessen schnell, dass der kleine Patient eine Puppe und kein Mensch ist. Alle Aktivitäten werden gefilmt und in einen anderen Raum übertragen, damit ein weiteres Team das Geschehen beobachten kann. Gemeinsam wird die Übung dann später in einer Video-Analyse diskutiert“, sagt Dr. Frank Niemann, Leiter der Kinderintensivstation in der Kinder- und Jugendklinik Gelsenkirchen.

Krampfanfälle, der allergische Schock, (Blut-)Vergiftungen, die diabetische Entgleisung, schwere Infektionen oder auch Atemstörungen und Asthma-Anfälle gelten neben schweren Unfallverletzungen zu den Notfällen im Kindes- und Jugendalter. Hinzu kommen alle Kinder, bei denen unter der Geburt gesundheitliche Probleme auftreten oder die zu früh auf die Welt kommen. Im Notfall gilt es, alle Kompetenzen und Erfahrungen sinnvoll zu bündeln. In einer Stresssituation souverän zu handeln, setzt nicht nur fachliche Kenntnisse voraus. Die Kommunikation zwischen den Ärzten und den Pflegenden muss stimmen. Simulationstrainings sind deshalb eine große Chance und eine wertvolle Maßnahme zur Qualitätssicherung.“

Ein Teil des Equipments für das Simulationstraining wurde durch Spenden der Feuerwehr und der Polizei Gelsenkirchen, der Serviceclubs von Lions und Rotary, aber auch durch die Gelsenwasser AG und Emscher Lippe Energie GmbH finanziert. Die Spender brachten dafür 13 000 Euro auf.

Sabine Ziegler
Sabine Ziegler
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