Kirgisches Mädchen im Bergmannsheil Buer operiert
Wenn Schwester Simone ins Zimmer kommt, lächelt Mariam. Die Zehnjährige fasste schnell Vertrauen zu den vielen neuen Menschen, die sich so engagiert um sie kümmern. Ein wenig Deutsch versteht das Mädchen und mit Hilfe von Gesten klappt die Verständigung prima. Vor wenigen Tagen ist Mariam im Bergmannsheil Buer von Privat-Dozent Dr. Mehmet Altintas, einem Spezialisten für die Behandlung von Verbrennungsfolgen, operiert worden. Mariam hat dafür einen weiten Weg zurückgelegt: Im 6 000 Kilometer entfernten Kirgistan erlitt sie als Kleinkind schwere Verbrennungen an den Leisten und am linken Bein. Die Verbrennungswunden heilten, aber die entstandenen Narben verhärteten sich und zogen sich über dem Kniegelenk zusammen.
„Die Narben am Kniegelenk machten uns Sorgen. Mit jedem Zentimeter, den Mariam wächst, wird es schwierig und irgendwann unmöglich, das Bein zu beugen und zu strecken. Am Ende hätte sie nicht mehr laufen können. Dazu wird es nun nicht mehr kommen. Die Plastische Chirurgie hat Möglichkeiten, solche Funktionseinschränkungen zu beseitigen“, so Chefarzt Dr. Altintas. Die Operation dauerte vier Stunden. Die Narbenstränge wurden aufgelöst und die enorme Spannung der Haut entlang der Narben durch ein spezielles Verfahren beseitigt. Dr. Altintas: „Da keine offenen Wunden entstanden sind, wird Mariam in den kommenden Tagen zu ihren Freunden ins Friedensdorf zurückkehren können. Wir sehen uns dann bei ambulanten Terminen wieder."
Das Engagement des Bergmannsheil Buer, Kinder aus entfernten Krisengebieten kostenlos zu operieren, hat Tradition. Ein großer Vorteil ist dabei die Verzahnung mit der Kinder- und Jugendklinik Gelsenkirchen am Standort. Nach ihrer Operation wurde Mariam zwar weiterhin von ihrem Operateur behandelt, sie liegt aber auf der „Tiger-Station“ der Kinderklinik – in einem kindgerechten Umfeld und mit der Möglichkeit, auch mit anderen Kindern in Kontakt zu kommen. „Die Nähe der beiden Kliniken ist ein großes Plus für die Therapie. Und die Pflegenden haben in diesen Situationen viel Erfahrung, wie Sprachbarrieren überwunden werden können und was ein Kind, das ohne Mutter oder Vater hier ist, braucht“, sagt Dr. Gerrit Lautner, Ärztlicher Direktor der Kinder- und Jugendklinik Gelsenkirchen.
Im Friedensdorf International wird Mariam bis zu ihrer Rückkehr in die Heimat noch einige Monate bleiben. Die körperliche wie auch seelische Rehabilitation steht dann im Fokus. Mariams Zuhause liegt in Zentralasien. Kasachstan, China, Tadschikistan und Usbekistan zählen zu den Nachbarstaaten. Das Land ist arm, die medizinischen Versorgung schlecht: Rund 30 Prozent der Kirgisen leben unter der Armutsgrenze.